Vor der Entscheidung zwischen der Übernahme einer bestehenden Praxis (Altpraxis) und einer Neugründung steht eine umfassende Bestandsanalyse. Besonders bei Altpraxen ist zu prüfen, ob sich die Übernahme lohnt – der bauliche Zustand der Mieträume ist dabei essenziell.
Ein vermeintlich günstiger Übernahmepreis kann sich schnell als trügerisch erweisen. Die Verantwortung, sämtliche gesetzlichen Auflagen sowie die Sicherheit für Patient*innen und Team von Anfang an zu erfüllen, liegt sofort bei der neuen Praxisleitung. Bereits kurz nach der Übernahme kann eine Begehung durch die zuständige Behörde angekündigt werden.
TIPP: Überlege dir gründlich, welches Zukunftspotenzial sich in einer – vermeintlich unattraktiven Altpraxis – verbergen kann. Analysiere sorgfältigst die Fakten (Bestandsaufnahme) lass dich nicht verunsichern. Es kann sehr beruhigend sein, klein anzufangen und schrittweise aufzubauen.
Es ist deine Entscheidung!
Anforderungen an die Praxisräume
Moderne Praxiskonzepte und Zukunftstechnologien erfordern bauliche Flexibilität. Sind Leerrohre vorhanden? Entsprechen die Elektroinstallationen den aktuellen Standards und sind sie erweiterbar? Auch die Wasserqualität sowie das gesamte wasserführende System sollten vor Vertragsabschluss sorgfältig geprüft werden – am besten durch Fachleute wie Architekt*innen, Praxisplaner*innen oder Sachverständige. Hier können erhebliche Kosten verborgen sein, die frühzeitig eingeschätzt werden sollten.
Jeder Euro, der in Umbauten investiert werden muss, trägt nicht direkt zur optischen Aufwertung der Praxis oder zur Erneuerung der technischen Ausstattung bei und bleibt für Patient*innen oft unsichtbar. Realistisch sind reine Umbaukosten von mindestens 1000,00 bis 1300,00 Euro pro Quadratmeter.
TIPP: Plane deine Praxisausstattung so flexibel wie möglich. Veränderungen kommen manchmal schneller als gedacht. Nichts ist von Dauer, außer der Wandel. Es ist von großem (finanziellen) Vorteil, wenn du dein bestehendes Inventar erweitern / ergänzen kannst!
Checkliste Praxisräume
Verträge und Rückbaupflichten
Ein wichtiger Tipp: Bereits beim Abschluss des Mietvertrags sollte das Thema Rückbau geregelt werden. Eine klare Rückbauklausel im Vertrag kann bei einer späteren Kündigung durch den Eigentümer große Erleichterung und Kostenersparnis bedeuten, da der Rückbau dann entfällt.
TIPP: Checkliste Praxismietvertrag
Bestandsaufnahme – Unverzichtbare Basis
Jede fundierte Entscheidung setzt eine möglichst umfassende Analyse der Ist-Situation voraus. Dazu zählen zum Beispiel:
- Wettbewerbssituation und Mitbewerber*innen
- Standortqualität, Verkehrsanbindung, Parkmöglichkeiten
- Eigentumsverhältnisse und Zustand der Praxisimmobilie innen und außen
- Technische und apparative Ausstattung, räumlicher Eindruck und Erweiterbarkeit
- Hygienestandards, wie z. B. Aufbereitungsräume
- Praxispersonal, Arbeitsverträge, Qualifikationen und Leistungsfähigkeit
- Praxisklientel
- Soziodemographische Daten: z. B. Bevölkerungsentwicklung, Entwicklungen im Gesundheitswesen, relevante Gesetzesänderungen und deren Einfluss, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Auswirkungen auf das Patientenverhalten, aktuelle Entwicklungen in zahnmedizinischen Themen
Checkliste Projektplanung und Zielsetzung
- Projektdefinition:
Ein Projekt besitzt einen klaren Anfang und ein festgelegtes Ende. - Zielbestimmung:
Es gilt zu klären, was genau geplant werden soll und bis zu welchem Termin die Umsetzung erfolgen muss. Wichtig ist, ehrlich zu reflektieren, ob das Ziel tatsächlich erreicht werden möchte und ob der Aufwand gerechtfertigt ist. - Analyse des Problemzustands:
Die aktuelle Situation wird beschrieben, um ein besseres Verständnis über die Ausgangslage zu ermöglichen. - Festlegung des Zielzustands:
Die ideale Situation wird detailliert dargestellt – anschaulich unterstützt durch ein „Zielfoto“ wie eine Collage oder Zeichnungen, die das angestrebte Ergebnis visualisieren. - Ermittlung der benötigten Mittel:
Es wird dokumentiert, welche Ressourcen und Hilfsmittel nötig sind, um das Ziel zu erreichen. - Reflexion:
Wie fühlt es sich an, wenn das Ziel erreicht ist?
TIPP: Mach es dir von Beginn an zur Gewohnheit in Projekten zu denken! Mach es einfach.
Projektplanung
- Was will ich planen? – Beschreibung des Planungszustands
- Wie ist der IST-Zustand? – Beschreibung der aktuellen Situation
- ZIELZUSTAND – die ideale Lösung – Darstellung der Wunschvorstellung
- Welche Mittel werden benötigt? – Aufstellung der notwendigen Ressourcen und der finanziellen Mittel; Ergänzung um Verantwortlichkeit, Realisierungsdatum und Erledigungsvermerk
- Visualisierung: Einbringen eines Zielfotos oder Moodboards
TIPP: Nimm ein großes Blatt Papier, viele bunte Stifte, Fotos, Zeitschriften, Prospekte – was immer dich motiviert!